Freigepäck - Gibt es das noch?
Ja, es gab einmal Zeiten, da war eine Flugbuchung noch eine relativ übersichtliche Aufgabe. Man konnte davon ausgehen, dass man, gerade auf Fernflügen, einen reservierten Platz hat, angemessen verköstigt wird und sich über das Freigepäck keine Gedanken machen musste. Aber mit dem Sinken der Preise änderte sich dann doch einiges.
„Zeig mir Dein Freigepäck und ich sage Dir den Preis“
Daran, dass Preise je nach Buchungstag heftig schwanken und auch davon abhängig sind, ob man Gepäck mitnimmt, dass Platz reservieren oder Essen und Getränke gesondert zu zahlen sind, ist man innereuropäisch schon gewöhnt. Aber jetzt ist es auch an der Zeit, sich auch bei Fernflügen und Flügen in Südamerika dem Thema Gepäck zu widmen.
Das Handgepäck
Das Handgepäck macht nach wie vor die wenigsten Probleme. (Hier muss man nur darauf achten, was aus Sicherheitsgründen nicht in das Handgepäck darf!) Nach wie vor wird ein Handgepäckstück von allen für unsere Reisen in Frage kommenden Airlines akzeptiert. Beim Gewicht und der Größe ist es schon nicht mehr ganz so einfach. Denn da gibt es wieder unterschiedliche Angaben bei den Airlines. Also sollte sich man vor dem Flug vergewissern. Aber grob kann man sagen, dass für Handgepäck auf der einen Seite die handelsüblichen On-Bord-Koffer-Größen (jeder erinnert sich an die berühmten Gestelle beim Check-in) gelten und auf der anderen Seite ein Gewicht zwischen 6 und 10 kg zulässig ist. Als Faustregel gilt: Mit 8 kg sollte man durchkommen.
Das Freigepäck ist kein Freigepäck mehr …
Problematisch wird das Ganze bei den Gepäckstücken, die man aufgeben muss. Generell gilt inzwischen bei vielen Airlines, dass die günstigsten Tarife nur noch Handgepäck und ansonsten kein Freigepäck mehr beinhalten. Was das Gewicht des (Frei)Gepäcks angeht, so ist die frühere 20 kg -Grenze auch nicht mehr relevant. Denn inzwischen werden Koffer gängiger Weise mit 23 kg angesetzt. Teurere Tarife gestatten Koffer bis jeweils 32 kg.
Beispiel TAP – welches Freigepäck bei welchem Tarif
Als Beispiel sollen einmal die Bestimmungen der TAP als häufig genutzter Airline nach Brasilien dargestellt werden. Die Gepäckbestimmungen variieren je nach Tarif, wobei die Tarife sich von oben nach unten verteuern.
- DISCOUNT-Tarif – KEIN Freigepäck – NUR Handgepäck bis 8 kg (Regelung Handgepäck ist bei allen Tarifen gleich)
- BASIC-Tarif – 1 Koffer à 23kg + Handgepäck
- CLASSIC-Tarif 2 Koffer à 23kg + Handgepäck
- PLUS-Tarif 3 Koffer à 23 kg + Handgepäck
- BUSINESS Spezial-Tarif 2 Koffer à 32kg + Handgepäck
- BUSINESS Normal-Tarif 3 Koffer à 32kg + Handgepäck
Regelungen bei Flügen innerhalb von Südamerika
Innerhalb Südamerikas ist es leider noch komplizierter, da jedes Land und jede Airline Gefallen daran finden, eigene Regelungen zu treffen. Was man allerdings ganz allgemein festhalten kann: Alle Low-Cost-Tarife (sprich: die günstigsten Tarife) beinhalten kein Freigepäck mehr.
Flüge, die auf Basis der sog. Airpasskonditionen gebucht werden, umfassen in der Regel noch ein Freigepäckstück mit einem Gewicht bis 23 kg, So wurde auch der Airpass der Aerolineas Argentinas, bei dem es zuvor nur 15 kg Freigepäck gab, dem angepasst.
Ein besonderes „Schmankerl“ hält Brasilien momentan parat.
Hier entfiel im I. Quartal 2017 die gesetzlich vorgeschriebene Freigepäckgrenze. Ab Juni/Juli 2017 haben daraufhin die Fluglinien ähnliche gepäckabhängige Preismodelle wie das oben vorgestellte Modell der TAP eingeführt. Eine Ausnahme stellt die Avianca dar, die aktuell noch standardmäßig 1 x 23 kg Freigepäck in die Tarife einschließt.
So weit, so gut, wird an dieser Stelle der geneigte Leser denken, wo ist denn nun das spezielle Problem? Das ist leicht erklärt: Im Gegensatz zu anderen Fluglinien haben die beiden brasilianischen Airlines Gol und Azul „vergessen, die Buchungssoftware so anzupassen, dass Reisebüros und Veranstalter über die Reservierungssysteme Amadeus, Sabre etc. diese Tarife mit Gepäck vernünftig buchen können, wie dies z.B. bei LATAM-Flügen ohne weiteres der Fall ist.
Gol und Azul und ihre Probleme
Für die Flugverbindungen der Gol und Azul sind in den professionellen Buchungssystemen nur die Low-Cost-Tarife ohne Freigepäck buchbar, obwohl man im Internet bereits ganz einfach zwischen den Tarifen wählen kann. Gekrönt wird dieser Ausflug nach Absurdistan dadurch, dass das Freigepäck, das vorher mit dem Ticket gebucht wird, wesentlich günstiger ist (30 Real zu 60 Real bzw. bei Azul zu 80 Real) als wenn der Reisende erst vor Ort am Check-in das notwendige Freigepäck dazu buchen muss.
Aufgrund technischer Probleme ist es aktuell sowohl bei Gol wie bei Azul auch nicht möglich, nach Ticketausstellung und bei Aufruf der Buchung auf der entsprechenden Web-Seite, obwohl die Buchung angezeigt wird, dann noch das Freigepäck online zu buchen.
Im Moment hätten wir also das zweifelhafte Vergnügen, bei Gol und Azul die Zubuchung des Freigepäcks auf Tickets und Reservierungen, die in Deutschland über die gängigen Reservierungssysteme gebucht und ausgestellt wurden, wie in den „guten alten Zeiten“ per Telefon über eine Service-Nummer in Brasilien und per Kreditkarte nachzubuchen/zu buchen! Eigentlich nicht machbar!
Das wird sich sicher in Kürze regeln und lässt sich mit viel Arbeitseinsatz notfalls auch heute in den Griff bekommen, aber manchmal befallen einen schon Zweifel, welche Ergebnisse „modernes Management“ zeitigen kann.
Fazit
Für Sie als Reisende bleibt heutzutage folgender wichtige Punkt festzuhalten: Am besten vor Flugbuchung sich die Gepäckfrage genau zu überlegen und diesen Punkt bei der Reiseplanung mit uns durchzusprechen.