Cuy - Der andine Bratengenuss

Gewöhnungsbedürftig, aber wirklich lecker

Cuy Cuy Cuy Cuy Cuy: so klingt es, wenn sich andine Riesenmeerschweinchen unterhalten … Und deshalb nennt man sie auch schlicht und einfach: CUY.

Cuy – Ein wirklich leckeres Essen …

Was habe ich meine liebe Kusine im Kindesalter geärgert. Immer wenn wir dort zu Besuch waren und sie ihr geliebtes Meerschweinchen gestreichelt hat, da konnte ich mich nicht zurückhalten und habe gefragt, wann dieses leckere Tierchen denn endlich in den Kochtopf wandert. Naja, an einem hiesigen Haustier-Meerschweinchen ist natürlich nicht viel dran – aber die in Peru und gemästeten Riesen bringen schon mal zwei bis drei Kilo auf die Waage.

In der Regel leben sie einfach in der Küche auf fest gestampftem Erdboden. Bretter an den Schwellen unterbinden das Ausbüchsen – und Küchenabfälle wie Kartoffelschalen und andere Gemüsereste landen einfach auf dem Boden – da wird so ein Cuy schnell dick und fett und dem Sonntagsbraten steht nichts mehr im Wege. Einfach ein günstiger Fleischlieferant für die bäuerliche Bevölkerung in den Hochanden. Lamas und Alpacas sind als Tragtiere und Wolllieferanten viel zu kostbar zum Schlachten. Und mit jagdbarem Wild sieht es in der Gegend eher mager aus, da bleiben fast nur noch Gürteltiere übrig – die werden auch hochgelobt und ich durfte mal kosten – glibbriges Fett an harten Schalenteilen, da kann ich gerne verzichten … Cuy dagegen: echt lecker.

Cuy gibt es in vielerlei Varianten

Ich habe es einmal im Eintopf gekostet, kleine Knochen zum Abfieseln, Geschmack wie zartes Kaninchen – naja, das ist halt auch ein kleiner Nager. Die Cuys, die als Ganzes aufgespießt auf dem Grill oder im Ofen landen, die habe ich nie probiert, das schaut auch ein bisschen martialisch aus, so ein gekreuzigtes, nacktes, vom Feuer gegerbtes Meerschweinchen. Wenn mir mal so ein Braten über den Weg läuft … schau ma mal …

Naja, dem gebratenen Cuy geht es am Ende wahrscheinlich immer noch besser als dem Kollegen, der einem kranken Menschen über den Körper klettern muss und dann vom Schamanen an der Stelle, an der er quiekt um die Ecke gebracht wird, damit der Heiler in den Eingeweiden des Cuy die Krankheit des Patienten diagnostizieren kann. Sachen gibt’s …

Noch eine Besonderheit: Cuys leiden oft unter „Polydactylie“, sprich durch einen Erbfehler haben manche von ihnen mehr Zehen als üblich – und das wird, na klar, als Fruchtbarkeitssymbol verstanden.

Ein Cuy-Rezept, das spare ich mir. Man bekommt sie bei uns eh kaum zu kaufen, nur ein paar wenige Liebhaber haben sich bei uns der Cuy-Zucht verschrieben. Ganz einfach deshalb, weil sich die Cuys, so süß sie auch aussehen, nicht für Kinder zum Kuscheln eignen. Sie lieben ein ruhiges, gemütliches Leben in der Herde. Hektik und Menschenkontakt mögen die Riesenmeerschweinchen gar nicht und reagieren eher panisch.

Also, spart euch den Genuss auf die nächste Südamerikareise, die Tierchen gibt es in Peru, Bolivien, Ecuador und Kolumbien auf dem Teller.

Eure Ruppert-Küchenfee
Robert Kraus