Ein Wasserkraftwerk in der Atacama

Was kann das für die Umwelt bedeuten?

„Die spinnen, die Latinos!“ So würde Obelix die Idee bezeichnen. Ein Wasserkraftwerk in der Atacama, der trockensten Wüste der Welt. Meinen die das tatsächlich ernst? Ja – und so schlecht ist die Idee ja gar nicht. Ein paar Überlegungen zum besseren Verständnis.

Warum ein Wasserkraftwerk in der Atacama?

Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Chile ist Kupfer. Das meiste davon findet man mitten in der Atacama-Wüste – und die Gewinnung schluckt enorme Mengen Energie. Nur, woher soll man die nehmen?

Bis heute importiert man fossile Brennstoffe und verfeuert diese in Mega-Kraftwerken. Von weit her transportiert, teuer und nicht wirklich klimafreundlich.

Lösungsvorschlag  Ergas

Erdgas aus Bolivien, da wäre wenigstens der Transportweg nicht so weit. Solange aber die Differenzen aus dem Salpeterkrieg nicht endlich ad acta gelegt werden, kann man diese Alternative vergessen. Andere Ideen?

Lösungsvorschläge Windkraft und Sonnenergie

Bei meinem letzten Besuch in San Pedro de Atacama hat es mich überrascht, wie viele Windräder rund um Chuquicamata (die größte Kupfermine der Welt) neu errichtet wurden. Nur: Wind in der Atacama ist abhängig von der Thermik. Am Morgen beginnt langsam ein Lüftchen zu wehen, das sich bis Nachmittag zu ordentlichen Stürmen aufbauen kann – aber sobald die Sonne weg ist, wird es praktisch wieder windstill. Woher soll man die Energie in der Nacht nehmen, Kupferbergbau läuft rund um die Uhr …

Sonnenenergie hätte man mehr als genug – nur das gleiche Problem: in der Nacht scheint sie nun mal nicht und bisher gibt es keine vernünftige Speichermöglichkeit für so immense Mengen Energie.

Die neue Lösung klingt simpel:

Man baue ein Solarkraftwerk, pumpe mit der gewonnenen Energie Wasser in ein Becken in die Berge und baue ein zweites Wasserkraftwerk, das dann rund um die Uhr laufen kann. Und genau dieses Projekt „Espejo de Tarapacá“ wird nun in Angriff genommen. In Ermangelung von Süßwasser nimmt man halt Meerwasser. Leere Becken gibt es in den Küstenbergen genug.

Das Pumpwerk soll 300 Megawatt erzeugen, genug um drei chilenische Regionen mit Strom zu versorgen. Eine „Umweltverträglichkeitsprüfung“ wurde bereits durchgeführt und das Vorhaben abgesegnet. Ende 2016 wird mit dem Bau begonnen, 2020 soll das Solar-Wasserkraftwerk fertig sein.

Klimafreundlich ist das auf alle Fälle – nur wie das empfindliche Ökosystem der Wüste tatsächlich darauf reagieren wird, „Umweltprüfung“ hin oder her, das steht in den Sternen, wie so vieles in der Atacama.