Atlantischer Regenwald der Serra do Mar

Daniela vor Ort

Erste Station meiner diesjährigen Inspektions- und Erkundungsreise nach Brasilien war die Eco-Lodge Itororó. Direkt nach Ankunft aus Deutschland ging es vom Flughafen in Rio weg in eines der, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, unterschätztesten Naturgebiete Brasiliens – den Atlantischen Regenwald der Serra do Mar.

Dieses Ökosystem ist einer der 10 wichtigsten biologischen Hotspots der Erde. Nach Angabe vieler Wissenschaftler findet sich hier eine höhere Artenvielfallt als im Amazonasgebiet.  Man schätzt, dass es im Atlantischen Regenwald ca. 131 Arten von Säugetieren gibt. In dieser Zahl eingeschlossen sind vier Abarten des Löwenaffen, der nur in diesem Ökosystem noch anzutreffen ist. Hinzu kommen 180 Arten von Amphibien und über 800 Vogelarten, darunter viele einzigartige und vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere.

Mein Besuch in der Eco-Lodge Itororó

Um es vorweg zu nehmen – ein wirklich besonderes Plätzchen für alle Naturliebhaber. Die Lodge ist in der Nähe von Nova Friburgo mitten in der Serra do Mar auf nicht ganz 1.200 m Höhe inmitten eines 30 ha großen Geländes gelegen. Rainer Dunges hat 1998 damit begonnen, das frühere Wochenendrefugium der Familie zu einer Lodge umzugestalten. Was mir ganz besonders imponiert hat, war die Tatsache, mit welchem Einsatz und Verständnis für die Natur vorgegangen wurde und wird. So hat es mich auch nicht gewundert, dass Rainer Dunges bereits 2010 für sein Umweltengagement eine Auszeichnung erhalten hat.

Zwei Drittel des Geländes waren und sind von ursprünglichem Regenwald bestanden, im restlichen Drittel waren auch nicht einheimische Hölzer wie Eukalyptusbäume, japanische Kirschbäume u.ä. zu finden. Rainer Dunges hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese zu entfernen und so in allen Bereichen den Urzustand des Regenwaldes wiederherzustellen. Eine Arbeit, die viel Aufwand und Akribie erfordert, aber zum einen schon weit vorangeschritten ist, zum anderen auch schön beobachten lässt, wie schnell dieser Regenwald sein Revier „zurückerobert“, wenn die „Eindringlinge“ entfernt wurden. Und der intakte Regenwald bietet den einheimischen Vögeln ein ideales Ambiente. Auch aus diesem Grund hat sich Itororó inzwischen zu einem der wichtigsten Plätze Brasiliens für Vogelbeobachter entwickelt. So wurden schon fast 200 Arten auf dem Itororó-Gelände gesichtet, von denen 60 endemische Arten sind! (Die gesamte Region beherbergt über 450 Vogel-Arten!).

Aber Itororó ist keineswegs nur ein Platz für spezialisierte Vogelbeobachter, sondern für alle, die gerne in der ursprünglichen Natur sind und Vögel beobachten wollen. (Übrigens ist Vogelbeobachtung in Itororó ansteckend! Selbst ich Vogellaie habe angefangen neue Sichtungen mir zu merken und gespannt den Vögeln zuzusehen.) Und vor allem finden alle, die gerne einmal durch den Dschungel des Regenwaldes wandern möchten, ein perfektes Ziel ihrer Wünsche. (Zur Erklärung, warum diese Art Dschungel zumeist dichter als der Regenwald im Amazonas ist – Durch die niedereren Baumkronen und die Hanglange des Atlantischen Regenwaldes ist der Lichteinfall weitaus stärker, so dass schon am Boden eine überbordende Vegetation entstehen kann, während es im Amazonasdschungel dafür zu dunkel ist, so dass sich dort das „Leben einige Etagen höher abspielt“.)

Wandern ist bereits auf dem Grundstück auf mehreren angelegten Wegen möglich, aber in der gesamten Region um die Lodge herum gibt es eine derart große Vielzahl von Routen und Wegen jeden Schwierigkeitsgrades, dass jeder die passende Tour findet.

Die Lodge ist gemütlich, die Zimmer rustikal, aber geschmackvoll und laden zum Wohlfühlen ein. Und beim Essen lernen Sie gute brasilianische Küche kennen.  Dass die Inhaber deutsch sprechen, ist ein weiterer Vorteil. Auf dem Grundstück kann man Anblick von Orchideen und Bromelien genießen, wobei man wissen muss, dass der Vater des jetzigen Inhabers früher hier Orchideen gezüchtet hat und Mitautor eines Orchideenwerkes ist,das heute noch als Standardwerk für Orchideen gilt.

Und last, but not least – Das Baden im Naturpool ist herrlich. Auch das ein Grund, warum man  in der Eco-Lodge Itororó voll entspannen und die Seele baumeln lassen kann.

Neue Optionen bei den Transfers zur Eco-Lodge Itororó

Als erste Folge meiner Inspektionsreise haben wir den Transfer zur Itororó-Lodge um zwei neue Optionen ergänzt.

Das betrifft zum einen einen Abstecher zur Reserva de Poço das Antas. Dort wurde ein  5.500 ha großen Schutzgebiet für die einst zahlreich im atlantischen Regenwald beheimateten, inzwischen aber äußerst bedrohten Goldenen Löwenäffchen,  eingerichtet. Im Rahmen des Projekts werden Nachzuchttiere aus Zoos, die das Projekt unterstützen, in ihre ursprüngliche Lebensregion eingewöhnt und ausgewildert. Während eines ca. zwei- bis dreistündigen Besuchs können Sie nicht nur die Äffchen beobachten, sondern erfahren auch viel über deren Sozialverhalten und das Bemühen, diese Tierart zu retten.

Ein wirklich lohnender Weg, der  schon den Transfer zur Lodge zu einem ersten echten Urlaubstag macht. Apropos Transfer: Dieser führt, wenn man den Großraum Rio verlassen hat, durch die grünen Berge der Serra do Mar. Eine schöne Fahrt, die einem nicht lange vorkommt. Und ein Highlight enthält, nämlich einen 1000 Jahre alten Baum, den Sie an einem Eingang des Staatsparks Três Picos zu sehen bekommen.

Zweite Option ist ein Besuch der Reserva Ecológica de Guiapiaçu (Regua). In einem riesigen Schutzgebiet schützt diese nichtstaatliche Organisation den ursprünglichen Atlantische Regenwald und/oder versetzt diesen mit Wiederaufforstungen in den ursprünglichen Zustand. Im Rahmen des Tierschutzes wird außerdem der hier früher heimische Tapir mit einem besonderen Zuchtprojekt wieder angesiedelt. Auf einer ca. 3-stündigen Tour kann man den (verglichen zur Eco-Lodge Itororó) tiefer liegenden Atlantischen Regenwaldes, seine Vogel- und Tierwelt entdecken. Beobachten Sie Tapir, Capivaras und Kaimane und fühlen sich ein klein wenig wie im Pantanal!

Da beide Maßnahmen sehr viel zum Schutz des ohnehin kärglichen Restes an Atlentischem Regenwald beitragen, sind diese Besuche nicht nur interessant und für einen selbst lohnend, sondern dienen auch dem Schutz dieser wichtigen Biosphäre.

Zum guten Schluss noch was für Kunstliebhaber – Geraldo Simplício, genannt Nêgo

Was mich auch überrascht und beeindruckt hat – die Skulpturen des Künstlers Nêgo in Nova Friburgo. Bei einem der Ausflüge, die auch über Nova Friburgo führen, besuchten wir den Ausstellungspark des Künstlers „Jardim de Nêgo“. 1945 im Nordosten geboren, wurde er als Autodidakt ohne jede Ausbildung zu einem exzellenten Schnitzer. Eine Mäzenin lud ihn ein, in Nova Friburgo bei ihr zu wohnen und stellte ihm ein Haus zu Verfügung. Als die Dame verstarb, erhielt er von den Erben das jetzige Ausstellungsgelände. Durch einen Zufall entdeckte er die Methode, wie auf Lehmskulpturen, die er letztlich wie Holz bearbeitet, Moos als Ummantelung gedeiht und den Skulpturen einen gänzlich anderen Ausdruck verleiht. Kunstfreunde werden an diesem Skulpturenpark ihre Freunde haben!

Atlantischer Regenwald und Itororó – eine Kombination, die sich wirklich lohnt

Nach diesem Besuch bin ich noch überzeugter, dass ein Aufenthalt in der Eco-Lodge Itororó ein besonderes Urlaubserlebnis ist und drei bis vier Nächte Aufenthalt verdient. Durch die gute Lage kann man diesen Aufenthalt gut mit Rio, mit Badetagen an der Costa do Sol und/oder mit Touren durch Minas Gerais kombinieren. Und alles ohne lange Wege oder gar Flüge.

Und wenn Sie noch Fragen zu Itororó haben sollten, dann rufen Sie mich nach meiner Rückekhr ab 23.04.19 doch einfach an oder scicken mir eine Mail.