Von: J.M.
Gesendet: Dienstag, 2. April 2019 15:20
An: RuppertBrasil – Frontoffice1 <frontoffice1@ruppertbrasil.de>
Betreff: Reisebericht
Hallo Herr Ruppert,
hier ist endlich der versprochene Reisebericht von meiner Südamerikareise im letzten Winter. Wie schon vorab gesagt verlief diese Reise absolut problemlos. Alle Flüge waren pünktlich, alle Reiseleiter vom Feinsten, was dieser Beruf zu bieten hat und es gab auch sonst keine weiteren Zwischenfälle. Entsprechend können Sie den Bericht als Unterhaltungslektüre lesen.
Und jetzt noch zwei vorsichtige Anfragen: Sollte Juli/ August eine gute Jahreszeit für eine Pantanal -Reise sein? Vielleicht wäre dieses Jahr ein guter Zeitpunkt und bis etwa Mitte August hätte ich Zeit dafür. Und nach Allem was ich in Chile und Argentinien gelernt habe, müsste ich eigentlich auch noch Peru auf den Spuren von José de San Martin besuchen. Ein Projekt für nächstes Jahr?
Aber das sind alles Zukunftspläne. Erst einmal vielen Dank für die Mühe, die Sie sich mit der Ausarbeitung meiner Südamerikareise gemacht haben.
Viele Grüße aus dem frühlingshaften Bergischen Land
J. M.
Reisebericht Südamerikareise 03. Januar bis 10. Februar 2019
Kaum hatte das Jahr 2019 angefangen, da saß ich auch schon im Flugzeug auf dem Weg nach Südamerika. KLM zeichnete sich durch absolute Pünktlichkeit aus, auch mit dem Anschluss in Amsterdam gab es keine Probleme und schon vor der Landung in Santiago erwartete mich das erste Highlight der Reise: der Flug über die Anden bei wolkenlosem Himmel.
Von Santiago bis Kap Hoorn
In Santiago nahm mich dann Reiseleiterin Ana Maria in Empfang und händigte mir die Unterlagen für diesen Teil der Reise aus. Protours hatte meinen Aufenthalt in Chile exakt geplant. Hotel Fundador erwies sich als komfortables, zentral gelegenes City-Hotel. Zuerst zeigte mir Ana Maria ausführlich die Stadt und die atemberaubende Aussicht auf die Anden und Küstengebirge und informierte mich in einem Schnellkurs über die chilenische Geschichte. Am nächsten Tag ging es dann nach Valparaíso und Viña del Mar. Valparaíso ist hübsch mit den vielen bunten Häusern auf den Hügeln, auf denen die Stadt erbaut ist. Viña del Mar mit den vielen Hochhäusern entlang der Strandpromenade war dagegen ein wenig enttäuschend.
Und dann ging es auch schon weiter nach Punta Arenas. Das Hotel dort war selbst schon eine Sehenswürdigkeit, wie mir die lokale Reiseleiterin Christie erklärte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, war das Gebäude ursprünglich die Residenz der lokalen Prominenz José Nogueira und Sara Braun, die nicht unerheblich zum Wohlstand der Stadt beigetragen hatten. In Punta Arenas erlebte ich dann die einzige Enttäuschung der Reise: als für den Ausflug zu den Pinguinen auf der Isla Magdalena schon zwei Busse vollgepackt mit Touristen zum Hafen starten wollten, kam die Nachricht, dass die Abfahrt auf den Nachmittag verschoben wurde, da am Morgen der starke Wind eine Landung auf der Insel nicht zuließ. Der Nachmittag war für mich aber schon voll verplant mit Check-In für die Ventus Australis und Stadtbesichtigung, und für das Boarding musste ich ohnehin rechtzeitig zurück am Hafen sein.
Während der Expeditionsreise mit der Ventus Australis habe ich dann doch noch Pinguine live erlebt, wenn auch nicht so viele wie auf dem ausgefallenden Ausflug. Auch eine Anzahl Gletscher gab es zu sehen, zum Teil aus nächster Nähe. Und Petrus war der Reise derart gut gesonnen, dass es ausnahmsweise möglich war, auf der Insel Kap Hoorn herumzuspazieren. Allesamt einmalige Erfahrungen! Die Ventus Australis war ein komfortables Schiff, das selbst bei stärkerem Seegang recht ruhig durch das Wasser glitt, das Personal sehr aufmerksam und das Essen hervorragend und mehr als reichlich. Besonders gefallen haben mir die gut recherchierten Vorträge zu den jeweiligen Ausflügen.
Von Feuerland nach Uruguay
Viel zu schnell ging die Zeit auf der Ventus Australis zu Ende. In Ushuaia stellte sich erst einmal heraus, dass Eurotur die gebuchte Stadtbesichtigung vergessen hatte. Nach einem Besuch bei der lokalen Filiale der Agentur konnte ich am Nachmittag dann doch noch die Stadt sehen, etwas über ihre Geschichte erfahren und das Museum vom ‚Ende der Welt‘ erkunden. Die wichtigsten ‚Siedler‘ waren offensichtlich Strafgefangene, die die Umgebung von Ushuaia erst bewohnbar gemacht hatten. Nachdem ich am nächsten Tag noch eine Fahrt mit der historischen Eisenbahn genossen, den Feuerland Nationalpark besucht und am Ende der Straße zum Ende der Welt gestanden hatte, war es Zeit nach Buenos Aires weiterzureisen.
In Buenos Aires erwartete mich dann Reiseleiterin Graciela, ein echter Profi in diesem Beruf, die mir mit großer Begeisterung alles Wissens- und Sehenswerte der Stadt zeigte und erklärte. Ob Geschichte, Politik, Kunst, Architektur, Kirchen, Museen, Parks oder Cafés, es gab nichts, was sie nicht wusste und zeigte. So waren die drei Tage dort voll ausgefüllt. Das City Hotel Eurobuilding war zwar recht komfortabel, hatte aber offensichtlich mit Personalproblemen zu kämpfen, was sich beim Zimmer und beim Frühstück bemerkbar machte. Interessant war dann noch der Tango-Abend. Dabei handelte es sich nicht etwa um eine Show, sondern ein sehr höflicher junger Mann holte mich im Hotel ab, brachte mir in einem Tanzstudio die Grundbegriffe des Tangotanzens bei, und dann ging es in ein Tanzlokal, wo ich das gerade gelernte in die Praxis umsetzen konnte. Eine Erfahrung, die viel Spaß gemacht hat.
Nächste Station war Colonia del Sacramento in Uruguay. Der historische Teil der Stadt mit den vielen gut erhaltenen alten Häusern, Kirche, Stadtmauer und Stadttor war mit Reiseleiterin Monika schnell erkundet und selbstverständlich musste der Leuchtturm noch bestiegen werden. Die Posada Plaza Mayor lag mitten in der historischen Altstadt und zeigte mit dem bepflanzten Innenhof einen besonderen Charme.
Mit dem Bus ging es weiter nach Montevideo, auch diesmal wieder völlig problemlos und auf die Minute pünktlich. In Montevideo zeigte sich erst einmal wie klein die Welt ist, denn mein dortiger Reiseleiter Matías und ich hatten vor vielen Jahren einmal im gleichen Unternehmen und sogar im gleichen Hochhaus gearbeitet. Von Matías erhielt ich dann hervorragend und im Zusammenhang präsentierte Informationen über Geschichte und Kultur von Montevideo und Uruguay. Entsprechend hat mich Uruguay begeistert. Beim Restaurantbesuch im Primuseum war ich der einzige Gast aus Europa, was vom Orchester entsprechend gewürdigt wurde. Und am Nachbartisch saß eine Gruppe brasilianischer Damen, mit denen ich schon bald ins Gespräch kam. Auf einem Tagesausflug lernte ich dann noch Punta del Este kennen, sah einige sehr skurile und interessante Gebäude wie das Castilllo Pitamiglio und das Museum Taller de Casapueblo, und die Mündung des Rio de la Plata in den atlantischen Ozean. Das Hotel Cala di Volpe war sehr schön gelegen, direkt am Rio de la Plata und mit Aussicht auf den Leuchtturm.
Von Südbrasilien bis Rio de Janeiro
In Südbrasilien übernahm dann Marta von der Agentur Brazil Ecojourneys die Reiseleitung. Zuerst zeigte sie mir Porto Alegre, bevor sie mich zum Refugio Pedra Afiada brachte. Die Pousada liegt in einer spektakulären Landschaft an einem kleinen Fluss, mit Aussicht auf die umliegende Berglandschaft, aber recht abgelegen an einer sehr schlechten Straße. Hier habe ich direkt nach der Ankunft einen Guide für die gesamte Dauer meines Aufenthalts gebucht, um möglichst viele Wasserfälle zu sehen. Und Wasserfälle gab es reichlich in der Umgebung. Die Pousada selbst war ökologisch ausgerichtet und verzichtet völlig auf Plastik, für Brasilien eher ungewöhnlich.
Zur Abwechslung folgte ein Strandaufenthalt. Das Hotel Quinta do Bucaneiro in Praia do Rosa war ein Wellness Hotel. Zimmer und Strand waren nur über steile Treppen erreichbar. Dafür wurde man am Pool, im Restaurant und im Zimmer aber mit einer traumhaften Aussicht auf Lagune, Strand und Meer belohnt. Zum eigentlichen Strand wurde man vom hauseigenen Bootsdienst über die Lagune gerudert.
Nach nur zwei Nächten hieß es schon wieder Abschied nehmen. Florianópolis wollte erkundet werden. Der von Marta engagierte lokaler Guide Raphael erzählte von den blutrünstigen Anfängen der Stadt, wobei viel von Piraten, Mord und verborgenen Schätzen die Rede war, und zeigte mir die Altstadt, die leider gerade restauriert wurde. Danach erkundeten wir noch die gesamte Insel von Nord bis Süd mit den von azorischen Siedlern gegründeten Dörfern und ihren aus steuerlichen Gründen nie fertiggestellten Kirchen, mit langen Stränden und weiten Sanddünen. Selbst einen kleinen Wasserfall bekam ich zu sehen. Den nächsten Tag verbrachte ich dann am hotelnahen Strand.
Und noch einmal stellte sich Marta zur Verfügung, diesmal um mich nach Blumenau zu bringen. Dort erwartete mich schon der lokale Guide Wieland Lickfeld, ein Experte für die Geschichte der Stadt und ihrer deutschen Einwanderer. Nach der Besichtigung der Altstadt und des Museums fuhren wir noch nach Pomerode, eine Kleinstadt, die ebenfalls durch Deutsche besiedelt wurde. Hier hatte Wieland den Besuch des Bauernhofs einer im 19. Jahrhundert eingewanderten deutschen Familie organisiert. Die Gastgeberin erzählte anschaulich von den Schwierigkeiten der ersten Generationen ihrer Familie im Land, aber auch vom heutigen Leben einer deutschstämmigen Familie in Brasilien. Sicher ein nicht alltäglicher Ausflug.
Ein weiterer schöner Ausflug erwartete mich. Von Curitiba, wo ich mich bei einem Erkundungsspaziergang gründlich verlaufen hatte, ging es mit der Bahn durch die Serra do Mar. Die Strecke über tiefe Schluchten und durch zahlreiche Tunnel war spektakulär. Zum Glück hatte ich Guide Thomas Hecke dabei, der mir viel über die Bahnstrecke, ihren Bau und die Landschaft erzählte. Nach einem Bummel durch das Städtchen Morretes und einem Abstecher nach Antonina ging es dann per Auto wieder zurück nach Curitiba. Das Gewitter, das schon länger vom Meer über die Berge heranzog, entlud sich dann kurz vor der Stadt mit einem grandiosen Wolkenbruch.
Und zum Abschluss der Reise dann Rio de Janeiro. Der Portugiesisch sprechende Fahrer war überhaupt kein Problem. Für eine einfache Unterhaltung reichten meine Sprachkenntnisse aus. Eine Überraschung dann im Hotel Porto Bay: das Personal erkannte mich wieder. Deshalb gab es Sekt zum Empfang und ein Upgrade zu einem Zimmer mit Aussicht auf Strand und Corcovado. Frau Drux begrüßte mich dann noch telefonisch, es war ein Gefühl wie nach Hause zu kommen. In Rio habe ich dann endlich alles das gesehen, was ich im vergangenen Jahr versäumt hatte: Nationalhistorisches Museum, Praça Quinze, Paço Imperial, Igreja Nossa Senhora de Carmo, ….Für einen Geschichtsfreak wie mich sehr interessant. Und Frau Drux hat mir auch bei zwei Ausflügen wieder viel Neues von der Stadt gezeigt. Sie ist immer sehr gut auf die Ausflüge vorbereitet und kann sehr interessant erzählen.
Ja, das war es für dieses Mal, aber ich hoffe auch im nächsten Jahr wieder nach Südamerika reisen zu können.